Ethische Entscheidungen in zunehmend ökonomisierten Krankenhäusern

ZusammenfassungWerden durch die Ökonomisierung des deutschen Gesundheitssystems medizinische Werte in den Hintergrund gedrängt? Im Rahmen einer Vignettenstudie wurde der Fall einer Verlängerung der Verweildauer einer älteren, noch nicht gänzlich genesenen Patientin vorgestellt. Zunächst sollte über die Verweildauer entschie den werden. Ergänzend hierzu wurde die Relevanz der medizinischen Richtigkeit, Einfühlvermögen für die Patientin und Identifikation mit dem Klinikum erhoben. Die Teilnehmenden (N = 1239) schreiben den Entscheidern die medizinische Korrektheit als wichtigstes Kriterium zu, gefolgt vom Einfühlungsvermögen. Je universalistischer die Werte der befragten Person, umso eher befürwortet sie ein verlängertes Verweilen der Patientin im Krankenhaus. Je sicherheitsorientierter, je weniger tolerant und weniger prosozial, umso eher würde vorzeitig entlassen. Insbesondere fürchten Studierende eine verfrühte Entlassung durch die Entscheidungen des Chefarztes. Dies ist jedoch als unbegründet zu werten. Aus den Zuschreibungen lässt sich interpretieren, dass sich ÄrztInnen im Laufe ihrer Ausbildung eine medizinethisch basierte, deontologisch fundierte Entscheidungsautonomie aneignen, die sich im Einzelfall auch aktuellen Regeln widersetzen kann.
Source: Wiener Medizinische Wochenschrift - Category: General Medicine Source Type: research
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